Vier Flüsse

Das Mühlviertel, ein sanftes Hügelland nördlich der Donau, gehört zu den Geheimtipps in Österreich. Die Schlögener Donauschlinge ist deutlich prominenter.


Die Große Mühl, die Kleine Mühl und die Steinerne Mühl durchfließen das Granit- und Gneishochland zwischen der tschechischen Grenze im Norden und dem Donaustrom im Süden. Ihretwegen nannte man die Region zu Zeiten der Monarchie den Mühlkreis. Diese antike Bezeichnung hat bis heute in einigen Ortsnamen überlebt. Mittlerweile heißt der nördliche Teil Oberösterreichs, der sich von Bayern bis nach Niederösterreich streckt, offiziell Mühlviertel.

Die größte Sehenswürdigkeit von Schlögen ist allerdings die Donau selbst.

Für eine Vier-Flüsse-Tour fehlt aber noch ein Fließgewässer. Last, but not least ist auch der mächtige Donaustrom ein wichtiger Bestandteil dieser Rundfahrt. Zu Zeiten des Römischen Reichs bildete die Donau über Jahrhunderte die Nordgrenze zu den nicht unterworfenen Stammesgebieten Germaniens. Trotz der natürlichen Flussbarriere wurde das Ufer militärisch befestigt – einerseits, um die Grenze zu sichern, andererseits, um geregelten Handel zu ermöglichen. 500 Jahre römische Kultur hat Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind. So befanden sich am Standort des heutigen Schlögen ein kleines Kastell und eine Zivilsiedlung mit einem Badegebäude; beim Hotel Donauschlinge sind erhaltene Überreste des westlichen Kastell-Tors zu sehen.

Von Passau bis Aschach ist der Strom in diesem markanten Durchbruchstal zwischen den für das obere Donautal charakteristischen Uferhängen, den zwischen 300 und 500 Meter hohen „Donauleiten“, eingezwängt. Die Hochebene rund um Haibach ob der Donau gehört zu den östlichen Ausläufern des Sauwaldes. Sie wird von kleinen Nebenstraßen erschlossen, auf die sich nur selten ein Ortsfremder verirrt.

Zweimal ändert hier die Donau auf wenigen Kilometern ihre Richtung um 180 Grad, um sich ihren Weg entlang einer Bruchlinie im harten Fels der Böhmischen Masse zu bahnen. In alter Zeit war diese Schlüsselstelle für die Schifffahrt einer der gefährlichsten Abschnitte des Donaustromes, heute ist der Flusslauf durch den Rückstau der Kraftwerke deutlich zahmer.

An der Uferstraße des Langhalsen-Stausees entdecken wir den „Teufelsstein“. Einer Sage zufolge sah die letzte Burgfrau von Blankenberg eines Tages zu später Stunde einen schwarz gekleideten Geiger auf besagtem Stein sitzen. Bei einem großen Hochzeitsfest einige Zeit nach dieser Begegnung erkannte die Gastgeberin zu mitternächtlicher Stunde den schwarzen Geiger wieder unter den Musikanten. Da wurde ihr bewusst, dass es sich um den Teufel handeln musste. Sie floh entsetzt aus der Burg, die noch während des Festes bis auf die Grundmauern abbrannte.

Vom Teufel zum Herrgott ist es oft nicht weit. Im malerischen Feuchtenbachtal der Großen Mühl steht die Wallfahrtskirche – oder sollten wir nicht besser Kapelle sagen? – Maria Pötsch. Der Grund für ihre Errichtung im Jahr 1849, vorerst aus Holz, später aus Stein, war eine dort entspringende Quelle, der man seit jeher eine wundertätige Heilkraft zumaß. Darüber hinaus fand man 1793 ebendort ein Bild der weinenden Mutter Gottes. Das Kirchlein zieht vor allem in den Sommermonaten viele Pilger und Wanderer an und ist ein beliebter Ort für Hochzeiten. Vor der Kirche zeigen Wegweiser die Richtung weiterer Pilgerstätten an; bei der Auswahl der angeschriebenen Ziele war Bescheidenheit augenscheinlich keine große Zier: Rom. Santiago. Jerusalem.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage für das Motourbook Österreich
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