Bucklige Welt: Im Land der tausend Hügel

Die Bucklige Welt im Süden Niederösterreichs lädt zu Entdeckungsreisen ein: Verkehrsarme Kurvenstrecken, aussichtsreiche Hügelkämme, wehrhafte Kirchen und schmackhafte Kulinarik.


Nicht unbedingt schön, aber unmissverständlich ist der halbe Edelstahl-Bogen, der vor Hochwolkersdorf die Besucher als „Tor der Buckligen Welt“ begrüßt. Geschichtlich bedeutender ist das gelbe Haus gegenüber dem heutigen Gemeindeamt: Hier hatte die Rote Armee in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ihre erste Kommandostelle für den Vormarsch auf Wien eingerichtet.

Als ehemaliger Staatskanzler und Parlamentspräsident der Ersten Republik wurde Renner sowohl von Stalin als auch den Westmächten anerkannt.

Dr. Karl Renner und ein Mitglied der Widerstandsgruppe O5 sprachen mit den Russen über eine Abkürzung der Kämpfe um Wien sowie die Wiederinstandsetzung demokratischer Einrichtungen in Österreich. Diese Gespräche führten zur Gründung einer provisorischen Regierung und waren auch die Geburtsstunde der Zweiten Republik – ein Umstand, über den in Österreich kaum jemand Bescheid weiß. Knapp 200 Dokumente und Fotos zeugen im „Gedenkraum 1945“ von den damaligen Geschehnissen.

Weithin sichtbar sind die gelben Doppeltürme der Wallfahrtskirche Maria Schnee, die im Gegensatz zu vielen anderen Gotteshäusern der Buckligen Welt geradezu einladend wirkt. Der Grund für die abweisende Gestaltung vieler Kirchen ist leicht erklärt, blickt man aus dem Land der tausend Hügel Richtung Osten. Der Blick reicht zwar nicht ganz bis zur Chinesischen Mauer, aber gefühlt muss sie da hinten irgendwo stehen. Die scheinbar endlose pannonische Tiefebene verliert sich hinter dem Neusiedler See im Dunst. Für einfallende Reiterhorden bietet das flache Land jedoch keine nennenswerten Hindernisse, und daher ist es kein Wunder, dass aus dieser Richtung nicht nur freundliche Gäste und Handelsreisende kamen, sondern auch ungebetener Besuch.

Von Eindringlingen überfallen, beraubt, verschleppt oder massakriert zu werden, gehörte über Jahrhunderte zu den Gefahren des Alltags.

Bis zur Erfindung der Feuerwaffen boten möglichst schwer entflammbare Gebäude mit dicken Mauern guten Schutz gegen Angreifer. Vielfach traf das allerdings nur auf die Dorfkirche zu. 18 Wehrkirchen sind bis heute ausgezeichnet erhalten und über eine Themenroute, die Wehrkirchenstraße, miteinander verbunden.

Ein gewaltiger Parkplatz liegt heute dort, wo Andrea und Georg Blochberger in Krumbach früher einen einfachen Bauernhof mit ungefähr 50 Kühen bewirtschaftet hatten. Der Eis-Greissler betreibt mittlerweile Filialen in ganz Österreich, und aus dem Bauernhof ist eine Erlebniswelt für Jung und Alt geworden. Wer nicht bei einer Eis-Zeitreise hinter die Kulissen der Eisproduktion schauen möchte, sollte sich zumindest die Zeit nehmen, das köstliche Ergebnis in Ruhe zu genießen. Ich bin mir sicher, ihr werdet mit mir der Meinung sein, dass der Slogan „Aus Muuh! wird Wow!“ keineswegs übertrieben ist.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage
Alpentourer 1/2026 🇩🇪