Gurktaler Alpen: Abseits des Trubels

Kleine Güterwege und schnelle Kurven, versteckte Badeseen, mittelalterliche Burgen, idyllische Pausenplätze und urige Einkehr-Möglichkeiten: Diese Tour umfasst alles, was Österreichs Mittelgebirge auszeichnet.


Vogelzwitschern. Kirchenglocken. Ein Traktor, dessen Motor vernehmlich in den Arbeitstag startet, und anschließend mit singenden Reifen von dannen zieht. Mit diesen Geräuschen beginnt ein Tag im beschaulichen Görtschitztal. Ein Tal auf der Sonnenseite der Alpen, das auch für viele Österreicher ein weißer Fleck auf der Landkarte ist. Der Durchzugsverkehr bevorzugt die Südautobahn oder die alte Verbindung zwischen Wien und Triest, mittlerweile als St. Veiter Schnellstraße breit ausgebaut, sodass sich die Verkehrsbelastung im dazwischen liegenden Straßennetz in engen Grenzen hält. Gut gelaunt starten wir nach dem opulenten Frühstück in den neuen Tag, bringen die Motoren auf Betriebstemperatur und hängen die Nase in den morgendlichen Fahrtwind.

Der den Alpenhauptkamm überquerende Transitverkehr zwischen Deutschland und Italien bzw. Slowenien bündelt sich vornehmlich auf der Tauernautobahn und der Katschberg-Straße B99, sodass die weiter östlich verlaufende Turracher Straße B95 für Motorradreisende nicht nur wegen der schöneren Landschaft eine lohnende Route darstellt. Knackige 23 Prozent Steigung (bzw. Gefälle) sind auf einem gut 600 Meter langen Abschnitt der Südrampe der Turrach zu bewältigen; der beißende Geruch von geschundenen Kupplungs- und Bremsbelägen liegt auf diesem Teilstück in der Luft.

Im „Autoführer der Hochalpenstraßen“ von 1956 notierte Eduard Denzel für die damalige Schotterstraße satte 30 Prozent, für einen kurzen Abschnitt sogar 34 Prozent Steigung. Auf der Passhöhe erinnert der einst am steilsten Punkt der Straße platzierte 60er-Kilometerstein an die vergangenen Herausforderungen. Die im Winter zudem verlässlich schneereiche Strecke war vor ihrer baulichen Entschärfung bei Reisenden recht gefürchtet, bei Automobilkonzernen hingegen für Extremtests beliebt – beispielsweise hat alles, was bei Audi unter dem Titel „quattro“ läuft, hier seinen Ursprung. (Und damit der Allradantrieb abseits des Militärs sowie letztendlich das ganze Segment der beliebten SUV.)

Die Rundtour verbindet einsame Güterwege mit gut ausgebauten Landesstraßen. Aus landschaftlicher Sicht ist die kleine Straße vom Metnitztal ins Gurktal ein Highlight. Schräglagenfreunde werden auf der Turrach und Richtung Hochrindl voll auf ihre Kosten kommen.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage für das Motourbook Österreich
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