Innviertel und Hausruck: Innsiderwiesen

Verbündet, verfeindet, verschwägert: Die Beziehungen zwischen Bayern und Österreich gestalteten sich im Lauf der Jahrhunderte durchaus abwechslungsreich. Heute eint die Europäische Union das, was ohnehin lang zusammengehörte.


Zu Beginn ein Blick in den Rückspiegel.

Erst durch das Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges wanderte das Innviertel 1779 zum Erzherzogtum Österreich. Mit dem Pariser Vertrag kam es 1810 zurück in den Besitz des Königreichs Bayern und wurde nach dem Wiener Kongress 1815 endgültig rot-weiß-rotes Hoheitsgebiet. Das erklärt nicht nur, warum die Stadtwappen von Braunau und Ostermiething die weiß-blauen Rauten des Freistaates tragen, sondern auch die traditionell enge Zusammenarbeit der Gemeinden auf beiden Seiten von Salzach und Inn. Dem Schengen-Abkommen sei Dank: Auf zahlreichen Brücken lässt sich flugs die Seite wechseln, wenn das andere Flussufer gefälliger wirkt. Der kleine Grenzverkehr gestaltet sich trotz bayerischen Politik-Gepolters problemlos.

Wegweiser mit der Aufschrift „Geburtshaus“ leiten zum ehemaligen kurfürstlichen Amts- und Mauthaus, wo 1779 Georg Lankensperger geboren wurde. Er wird (nicht ganz zu Recht, meint die allwissende Internet-Enzyklopädie) als Erfinder der Achsschenkellenkung bezeichnet. Die großzügige Beschilderung gilt freilich einem anderen Sohn des Ortes: Im identen Gebäude erblickte 1927 jener Joseph Aloisius Ratzinger das Licht der Welt, der selbst klerikal weniger interessierten Personen unter seinem Künstlernamen Benedikt XVI als Hauptdarsteller eines grandiosen maschek.-Videos über die Eröffnung einer Mehrzweckhalle bekannt sein dürfte.

Ein ebenfalls prominentes Geburtshaus steht in Braunau: „Für Frieden Freiheit und Demokratie – Nie wieder Faschismus – Millionen Tote mahnen“ lautet die nach wie vor aktuelle Inschrift des aus dem Konzentrationslager Mauthausen stammenden Gedenksteins, der vor dem schmucklosen Gebäude aufgestellt ist.

Durch das Hügelland keuchende Radfahrer geben beredt Zeugnis, dass der Name „Flachgau“ keineswegs hält, was man sich als norddeutscher Gast verspricht.

Der hinter dem Irrsee aufragende Kolomannsberg, leicht erkennbar an der Radarstation des Bundesheeres, markiert die Grenze des Landes ob der Enns. Schöne Ausblicke auf den Mattsee, den Obertrumer See und den Wallersee sind für uns Grund genug, auch einen kleinen Schlenker in den Nordzipfel Salzburgs zu machen. Schaut man nicht zum richtigen Zeitpunkt auf die Openstreetmaps-Karte am Navi, bemerkt man das neue Bundesland nur an den Kennzeichentafeln der Traktoren, da neben den kleinen Güterwegen keine Grenzsteine aufgestellt sind: Der Bauer weiß ohnehin, wessen Scholle zu beackern ist, und sonst verirrt sich kaum jemand in diesen liebreizenden Landstrich.

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