San Daniele: Pässe und Prosciutto

Schroffe Berge, kurvenreiche Straßen, berühmte Städte, verschlafene Dörfer und kulinarische Spezialitäten von Weltgeltung: Friaul Julisch-Venetien vereint all das, was Motorradfahren in den Alpen so reizvoll macht.


Schweinekeulen aus italienischer Aufzucht, Meersalz und das richtige Klima: Mehr braucht es nicht für den Prosciutto di San Daniele. Er reift mindestens 13 Monate in der oberitalienischen Region, wo sich die kalten Winde aus den Karnischen Alpen mit der harzigen Luft der Wälder und den warmen, salzigen Brisen der Adria zu einem besonderen Mikroklima vermengen. Die Tradition der Schinkenherstellung wird seit Jahrhunderten überliefert – dabei ruhen sie unter anderem so viele Tage mit Salz bedeckt, wie sie Kilogramm auf die Waage bringen. Die auf einem Hügel errichtete, im Lauf ihrer Geschichte bereits mehrfach von verheerenden Erdbeben heimgesuchte Kleinstadt San Daniele del Friuli zieht nicht nur Feinschmecker aus aller Welt in ihren Bann: Auch für Motorradfahrerinnen und -fahrer hat die Region viel zu bieten.

Schräglagenfreunde werden die Bergrennstrecke über die Sella Chianzutan lieben. Trotz der spätherbstlichen Temperaturen ist der Asphalt wunderbar griffig. Doppelte Leitschienen kennzeichnen den fahraktivsten Abschnitt; mahnende Bremsspuren und bunte Abdrücke an den Stahlplanken erinnern an jene Kollegen, die ihr Fahrkönnen deutlich zu motiviert eingeschätzt hatten.

Das ehemalige Militärsträßchen auf den Monte San Simeone ist frei befahrbar. Das schmale, von einigen Betonabschnitten gezierte Asphaltband überwindet mit 27 Kehren, neun von ihnen als Tunnel ausgeführt, einen gewaltigen Höhenunterschied von gut 1000 Metern. Der Teerbelag hat schon besser Zeiten gesehen, herbstliches Laub bedeckt so manches Schlagloch. Steine und Äste auf der Fahrbahn zeugen von kurz zurückliegendem Schlechtwetter. Für die atemberaubenden Tiefblicke auf das breite Bett des Tagliamento, die Stadt Gemona sowie bei gutem Wetter über die Adria bis nach Istrien lohnt es sich, in der einen oder anderen Serpentine auch mal den Seitenständer auszuklappen. Während der Fahrt bleiben die Augen tunlichst auf die Straße gerichtet, denn die Randsicherung der Strecke besteht dort, wo sie rudimentär vorhanden ist, aus rostigen Eisenstangen, die keineswegs in der Lage sind, eine schwungvolle Reiseenduro aufzuhalten. Nach einer kleinen Kapelle endet die Bergstraße endet auf einem Plateau, von dem es nur mehr mit Muskelkraft durch dichten Wald weiter bergauf geht.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage