Bodensee: Vier Länder, ein Pfänder

Der Bodensee, das größte Binnengewässer Deutschlands, grenzt an Österreich und die Schweiz. Mit einem kurzen Abstecher ins Fürstentum Liechtenstein erleben wir sogar vier Länder an einem Tag.


Egal, wo man eine Rundfahrt um den östlichen Bodensee beginnt und in welche Richtung man die Reise startet – das schwäbische Meer wird immer der Hauptdarsteller sein. Im Juni, nach der Schneeschmelze im Hochgebirge, erreicht der vom Alpenrhein gespeiste See seinen höchsten Wasserstand. Da der Bodensee nicht staureguliert ist, sinkt der Wasserstand anschließend durch den Abfluss über den Hochrhein wieder bis in den Februar – durchschnittlich rund 1,6 Meter.

Die Fähre zwischen Romanshorn und Friedrichshafen kreuzt stündlich über die tiefste Stelle des Obersees. Als Passagier rollt man mit dem Motorrad gemütlich auf das Schiff und parkt das Bike am Seitenständer. Eine gute Dreiviertelstunde dauert die Überfahrt, die man tunlichst an der frischen Luft verbringt, um die beeindruckende Aussicht auf die Bergwelt von Österreich und der Schweiz zu genießen. Hinter der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz erheben sich die Allgäuer Voralpen mit dem Bregenzer Aussichtsberg Pfänder und der Bregenzerwald, südlich des Bodensees glänzen die bis in den Sommer schneebedeckten Gipfel der Appenzeller Alpen rund um den Säntis.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Henry Dunant in Heiden. Im ehemaligen Spital des einstigen Kurortes sind heute zahlreiche Arzt-Ordinationen eingerichtet – und ein kleines Museum, das an das Leben des Gründers des Roten Kreuzes erinnert. Einen barmherzigen Samariter, der für einen Hilfsbedürftigen sorgt, stellt das aus 7,5 t Bündner Granit gemeißelte Kunstwerk im Henry-Dunant-Park des Ortes dar.

Der österreichische Abschnitt unserer Vier-Länder-Tour reicht von Feldkirch im Süden bis nach Bregenz im Norden. Die gut ausgebaute, schräglagenfreundliche Faschina-Straße führt uns durch das Große Walsertal bis auf das Faschinajoch. Nach der 1486 Meter messenden Passhöhe tauchen wir in die Hahnenköpfle-Lawinengalerie ein und erreichen den Bregenzerwald. Diese Region ist gleichermaßen für moderne Architektur bekannt wie für traditionelle Holzbauweise. Mit von Hand geschnittenen Lärchenschindeln verkleidete Fassaden trotzen dem harten Winter; durch die Sonneneinstrahlung nimmt das unbehandelte Holz nach und nach einen natürlichen Grauton an.

Als vielleicht bekanntestes Symbol für den offenen Zugang zu moderner, künstlerischer Gestaltung von schlichten Zweckgebäuden wurde das Projekt Bus:Stop Krumbach verwirklicht. Sieben Architekten aus unterschiedlichen Ländern gestalteten jeweils ein „Buswartehüsle“, das anschließend in Zusammenarbeit mit örtlichen Handwerksbetrieben gebaut wurde. Das meistfotografierte Objekt ist gewiss die von Sou Fujimoto gestaltete Skulptur, die aus einem Wald dünner Stahlstangen besteht. Zwischen diesen windet sich eine Stiege in die Höhe, von der aus man die Natur betrachten kann.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage
Alpentourer 2/2024 🇩🇪