Felbertauernstraße: Momente des Staunens

Schon in der Antike war der alpenquerende Personen- und Warentransport von wirtschaftlichem und strategischem Interesse. Wir machen uns hingegen aus reinem Spaß an der Freude mit einem Porsche auf den Weg ins Hochgebirge – auf einer Route, die nach wie vor als verkehrsarmer Geheimtipp gilt.


Interessant ist das Kunstwerk im Kreisverkehr, der den Verkehr der B161 mit dem der B168 vermengt: Der in Hüfthöhe der männlichen Figur entspringende Wasserfall erinnert an eine Sehenswürdigkeit in Brüssel, das Arrangement der beiden Figuren ähnelt hingegen frappant dem Werk „Das architektonische Angelusläuten von Millet“ von Salvador Dalí. Wir halten uns mit dem fraglichen Plagiat jedoch nicht lange auf und lenken den Panamera Sport Turismo – sag niemals Kombi! – auf der Felbertauernstraße ins Amertal, Richtung Süden, der Sonne entgegen

Die Felbertauernstraße verbindet seit 1967 Osttirol mit dem Salzburger Pinzgau. Länge: 36,3 km Nordrampe: 16,5 km Tunnellänge: 5,3 km Südrampe: 14,5 km

Realisiert wurde die Felbertauernstraße ab 1962 in einer fünfjährigen Bauphase – und damit zu einem Zeitpunkt, als weder von der Tauernautobahn noch von der Brennerautobahn die Rede war. Der damals längste Straßentunnel Mitteleuropas wurde am 25. Juni 1967 seiner Bestimmung übergeben, seither kurbelt er Wirtschaft und Tourismus an. Bis heute stellt er die Basis für den Aufschwung des einst strukturschwachen, von kleinbäuerlicher Land- und Forstwirtschaft geprägten Bezirks Lienz dar. Die verbindende Rolle des Tunnels wird in der Bronzeplastik „Die Begegnung“ thematisiert, die seit 1974 über dem Südportal angebracht ist. Apropos Begegnung: Eine aus heutiger Sicht geradezu rührende Anekdote handelt von einer Werbetour, um die neue Mautstraße in Deutschland mit Schnaps, Brettljause und Ziehharmonika bekannt zu machen. Dabei sollen in Hamburg einige Musikanten aus Matrei hautnahe Bekanntschaft mit dem ältesten Gewerbe der Welt gemacht haben. Die Kunde dieser Fehltritte drang bis zum Tiroler Bischof, der wiederum in seiner Ansprache bei der Tunnel-Eröffnung vor Urlaubern aus dem „Sündenbabel Hamburg“ warnte, welche die „einheimische Bevölkerung möglicherweise gefährden“ könnten – auf der Alm gibt es ja bekanntlich keine Sünde …  

Die Gesamtbreite der Tunnelröhre beträgt 8,60 Meter, die lichte Höhe 4,30 Meter. Die Straße ist durchgehend mindestens 7 m breit, 53 Prozent der Strecke sind dreispurig ausgebaut

Doch eine Straße ist selbst nach 50 Jahren – oder gerade deswegen – nie wirklich fertig: Fast fünf Millionen Euro werden jedes Jahr investiert, um die Felbertauernstraße gut in Schuss zu halten. Ein Vielfaches dieses Betrages war zusätzlich erforderlich, als 2013 ein verheerender Felssturz die Schildalm-Galerie verschüttete. Geologische Untersuchungen ergaben, dass eine sichere Sanierung dieses Streckenabschnittes nicht möglich ist, wodurch eine komplette Neutrassierung erforderlich wurde. Die neue, seit 2015 am Hang der Schildalm bergabführende Straße überwindet mit imposanten Kunstbauten und zwei großzügig dimensionierten Kehren 85 m Höhenunterschied. Schöne Ausblicke in das Tauerntal und in das früher versteckt gelegene Gschlößtal sind die optischen Vorteile des jüngsten Streckenabschnittes.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage für den Allradkatalog