Großglockner: Land der Berge

Franz Wallack, der Planer und Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße, unternahm vor der Trassenfestlegung eine Studienreise zu mehr als 40 Alpenstraßen und -pässen. Sein Lebenswerk sollte der „leuchtendste Stern der Alpenstraßen“ werden – und das ist die Straße bis heute. Ein Lokalaugenschein am Tag der Saisoneröffnung.


Lass nicht durch jene dich beirren, die flott an dir vorüberschwirren. Wer schnell fährt, hat der Pannen viel, wer langsam, fährt, kommt rasch ans Ziel! Mit diesen salbungsvollen Reimen wurden die Kraftfahrer in der Zeit des Wirtschaftswunders auf die gefährliche Hochgebirgsetappe eingeschworen. Fahr langsam, Freund, und lass dir Zeit, denn auf die Höhe ist es weit. Doch kochende Kühler sind heutzutage schon lang in Vergessenheit geraten – nicht nur wegen der Außentemperaturen anlässlich unserer Ausfahrt.

Am Gipfel des Törlkopfes knattert eine rot-weiß-rote Flagge im einstellig temperierten Wind.

Am Piffkar vermissen wir auf unserer KTM erstmals die aufpreispflichtigen Heizgriffe, im Streckenabschnitt Hochmais mit seinen meisterhaft angelegten Kunstbauten ist die Fahrbahn bereits durch Schneewechten begrenzt, kurz darauf haben wir auch schon die Zweitausender-Grenze überschritten. Wir schwingen uns durch die Kehren der Hexenküche, an der Edelweisswand vorbei zum oberen Nassfeld, über dem bereits das markante Fuscher Törl zu sehen ist.

Die eindrucksvollsten Schneewände finden sich stets im Abschnitt Knappenstube zwischen dem Mittertörl und dem Hochtor. Meterhoch ragen sie als beliebtes Fotomotiv neben der Fahrbahn auf und lassen uns darüber staunen, wie die Schneeräumtrupps überhaupt in der Lage sind, ihre Straße im Frühjahr wiederzufinden. Blankes Eis ziert die Wände des 311 Meter langen Scheiteltunnels, in dem wir auf 2504 Meter Seehöhe die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten überschreiten.

Doch geht’s bergab, dann wart nicht lang und schalt sofort den gleichen Gang, der in der Bergfahrt nötig war. Leerlauf bergab rollt nur der Narr!

Die vorgeschlagene Strecke ist rund 260 Kilometer lang – wer sich davon unterfordert fühlt, darf gerne die Glockner-Tageskarte ausnutzen.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage für das Motorradmagazin
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