Kaunertal: Almwiesen und Gletschereis

Im hinteren Kaunertal liegt eine einzigartige Berglandschaft, die man über die Kaunertaler Gletscherstraße erreicht. Sie schlängelt sich vom Talboden bis hinauf zum Gletscherrand auf 2750 Meter Seehöhe.


Südlich des Ortes Feichten wird Vergnügungssteuer fällig: „Meine Gletscherstraße“ prangt in großen Lettern über der Mautstelle, daneben „1200 m – 2750 m“. Viel höhere Straßen wird man in den Alpen kaum finden – mir fallen nur die Schleife am Col de la Bonette, der Iseran, das Stilfser Joch und natürlich der Rosi-Mittermaier-Tunnel im Ötztal ein. (Wenn auch Schotter gilt, wäre außerdem der Colle Sommeiller zu nennen.)

Die Baumgrenze bildet ein schöner Zirbenwald, durch den die Straße mit 13 großzügig trassierten Kehren merklich an Höhe gewinnt. Jetzt sind es nur mehr Bergwiesen, Polstergewächse und gurgelnde Gebirgsbäche, die mich auf der atemberaubenden Bergfahrt begleiten. Dass das „ewige Eis“ der Alpengipfel ein Ablaufdatum hat, das unaufhaltsam (und schneller als erwartet!) näher rückt, zeigt die schwindende Zunge des Gepatschferners. Immer spärlicher wird der Bewuchs, immer matter dessen Farbe. Vorbei am türkisgrünen Weißsee komme ich von der alpinen Stufe in die subnivale Stufe. Hier wachsen nur mehr Steine, Schnee und Eis. Auf 2750 Metern Seehöhe habe ich den Endpunkt der Kaunertaler Gletscherstraße erreicht. Weiter hinauf geht es nur mehr zu Fuß – oder mit der Gondelbahn.

Für mich ist die Kaunertaler Gletscherstraße nach der Großglockner-Hochalpenstraße die zweitschönste Panoramastraße Österreichs. Als Sackgasse am Ende eines Tales zieht sie deutlich weniger Fahrzeuge an, was für mehr Fahrspaß, mehr „soulful driving“ sorgt als die auf 70 km/h beschränkte Ausflugsstraße in den Hohen Tauern. Und 250 Meter näher zur Sonne kommt man hier auch noch.

Auf halbem Weg zwischen Kaunergrat und Kaunerberg zweigt ein geschotterter Waldweg ab. Rund 900 Höhenmeter lege ich ab der Wegkreuzung in den Rasten stehend zurück, bis ich die Alm der Agrargemeinschaft Aifen Alpe Kaunerberg auf 1974 Meter Seehöhe erreiche.

Recherche der Route, Fotografie und Reportage