Yellowstone National Park: Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf

Zum 150. Geburtstag des ältesten Nationalparks der Welt tanzen wir nicht auf dem Yellowstone-Vulkan – aber wir fahren auf ihm herum. Wir testen Motorradkleidung und berichten darüber – mit anderen Worten: dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.


Das Wetter in Yellowstone ist, nun ja, abwechslungsreich.

Winni ist am Telefon. Er lädt zur gemeinsamen Ausfahrt ein. Justin würde auch mitkommen, sagt Winni. Justin wiederum schlägt Yellowstone vor. Denn da ist das Wetter, nun ja, abwechslungsreich. Dort haben sie nicht nur sehr schöne Natur, sondern auch sehr viel davon. Anfang Juni, in der Vorsaison, sind nur wenige Motorhomes und Campervans unterwegs. Es sei also die beste Jahreszeit, um herauszufinden, was dreilagige Goretex-Motorradkleidung kann, lässt Justin ausrichten. Er weiß das, denn er hat so viel davon, dass er sie sogar verkauft: Justin ist der Boss des Bekleidungsherstellers Klim.

Justin Summers, Alexander Seger, Winfried Kerschhaggl

„Esto perpetua“ ist das Motto des Bundesstaates Idaho, „Ewig soll er bestehen“. Auf den Nummerntafeln der Autos prangt ein Slogan, der für Personen ohne Lateinkenntnisse besser merkbar ist: „Famous Potatoes“. Dreimal so groß wie ganz Österreich, weniger Einwohner als Wien, und berühmt für Kartoffeln: Das spärlich besiedelte Idaho ist quasi das Waldviertel der USA; mit rund 1500 Metern Seehöhe liegt die Kleinstadt Rigby jedoch deutlich höher als Niederösterreichs Norden. Hier ist Klim daheim. (Wenn sich das reimt, spricht man die Marke richtig aus.)

Durch das im Park geltende Tempolimit von ca. 70 km/h und die kaum überraschende Straßenführung bleibt genügend Zeit, die Flora nach Fauna abzuchecken: Elche, Büffel und Bären stehen auf der touristischen Wunschliste.

Hastig am Fahrbahnrand fallengelassene Autos samt Zusammenrottung deren Insassen deuten stets auf eine relevante Tiersichtung hin. Drei Schwarzbären sehen wir aus sicherer Entfernung, ein paar gechillte Elche aus der Nähe, und Büffel – ach, da hören wir schon sehr bald auf zu zählen. Justin lässt bei den ersten Bisons den Seitenständer eingeklappt, denn er weiß, wo die größten Herden stehen – er ist öfter hier, denn Prototypen neuer Motorradkleidung werden auf Ausfahrten wie unserer auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Im Idealfall ist das Wetter schlechter, meint Justin zwinkernd – aber ich nehme die trockene Witterung gerne in Kauf: Schöne Bilder sind mir lieber als eine eingehende Prüfung des Goretex-Laminats. Bei der Buffalo Ranch im Lamar River Valley genießen wir eine Aussicht wie aus dem Fotoalbum der ersten Siedler: Reste von Altschnee auf den bewaldeten Hügelkuppen, saftig grüne Wiesen am mäandrierenden Fluss, friedlich weidende Bisonherden mit um ihre Mütter herumtollenden Kälbern.

Reportage. Fotos: Alexander Seger, Scot Tomlinson, Todd Williams
Klim Technical Riding Gear

Justin Summers gründete 1994 eine Firma für Outdoor-Bekleidung für Bergsportler und Schifahrer und nannte sie Teton Outfitters, nach der charakteristischen Bergkette im Westen Wyomings. Fünf Jahre später entstand eine Produktlinie für Schneemobile. Die betreibt man steil bergauf, voll am Gas, ohne Pause bis zum Gipfel. Klim – gesprochen wie climb – war geboren. Statt Aggressive Sled Ware beschreibt heute Technical Riding Gear die zahlreichen Produktlinien: Erstklassige Schutzkleidung für Motorschlittenfahrer in den Rocky Mountains und für Hardcore-Enduropiloten auf der Baja California, strapazfähige Kombis mit Bewegungsfreiheit für Weltreisende und nicht minder schickes, aber körpernah geschnittenes Gewand für Straßentourer.

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